Rückschau: Staunst du noch oder gestaltest du schon?
Unter dem Titel „Staunst Du noch, oder gestaltest Du schon?“ fand gestern der 4. experten-dialog auf dem Campus der Ideen statt, diesmal unter der Leitung von Professor Franz Tomaschowski, seit 2004 Professor für Design an der Mediadesign Hochschule in München.
Visuelle Reize
Zunächst ging Prof. Tomaschowski auf die Bildwahrnehmung ein. Studenten der Mediadesign Hochschule haben in einem Test untersucht, wie vielen werblichen Gestaltungen auf Plakaten, Großflächen, Litfaßsäulen etc. man pro Tag ausgesetzt ist. Ein Berufstätiger, der vom Randgebiet Münchens zu seinem Arbeitsplatz in der Innenstadt fährt, nimmt dabei exemplarisch ca. 1.000 Gestaltungen pro Weg wahr, wenn auch die wenigsten davon bewusst. Werbedesigner sehen sich also täglich mit der Aufgabe konfrontiert, aus dieser Flut an Reizen herauszustechen, um die Wahrnehmung der Zielgruppe anzuregen. Wie Bilder wahrgenommen werden, und welche Assoziationen sich ergeben, legte der Experte anhand einiger Beispiele dar.
Assoziationen von Gestaltungen
Das CD-Cover der Band Shruti Box (siehe Fotogalerie) brachten beispielsweise alle Teilnehmer eher mit einer mystischen, dunklen Band aus dem Bereich Gothic oder Metal in Verbindung. Von der (verblüffenden) eigentlichen Musikrichtung der Band, nämlich Weltenmusik und Folklore, fühlte sich keiner der Diskussionsteilnehmer angesprochen, und so lag auch niemand mit seiner Assoziation richtig. Innerhalb der Zielgruppe, so Tomaschowski, sei diese Art von Gestaltung allerdings typisch dieser Musikrichtung zuzuordnen.
Welche Effekte die Veränderung eines gewohnten Designs haben kann, diskutierte die Runde am Beispiel der Marke Pepsi (siehe Fotogalerie). Der Brausehersteller launchte 2008 das Redesign seines Logos, woraufhin im Internet viele Pro-, aber auch viele Contra-Stimmen laut wurden. Das Gros der experten-dialog Teilnehmer fühlte sich aus Gewohnheit doch eher dem alten Logo hingezogen.
Gestaltung: schnelle Bauchentscheidung oder systematisch planbar?
Es scheint unmöglich, alle Empfänger mit bildlicher Kommunikation gleichermaßen anzusprechen und sich dabei auch noch innerhalb von gestalterischen Regularien wie Corporate Identity etc. zu bewegen. Bei der Suche nach einem geeigneten Kompromiss stellt sich die Frage, ob man sich der Lösung eher systematisch annähert (z.B. mithilfe eines Moodboards http://de.wikipedia.org/wiki/Moodboard), oder sich auf die spontane Wirkung und das Bauchgefühl verlässt. Visuelle Kommunikation funktioniert nur als Teil einer ganzheitlichen Kommunikation, von der sich der Rezipient angesprochen fühlt. Bei aller Zielgruppenausrichtung bleibt wichtig, dass das Design authentisch ist, der Sender der Botschaft also hinter seiner bildlichen Kommunikation steht, und sich mit ihr identifizieren kann.
Wir bedanken uns beim Experten und allen anderen Teilnehmern für den interessanten Dialog. Im Veranstaltungskalender finden Sie weitere Themen. Wir freuen uns auf Sie!
Ihr experten-dialog Team.
Etwas zu gestalten ist immer ein Wagnis, ein Abenteuer.
Wie wird das Ergebnis aussehen?
Und vor allem: Was macht eine gute Gestaltung aus?
An dieser Stelle wird häufig der Ruf nach Gesetzen laut. Nach welchen Kriterien, nach welchen Regeln soll oder muss Gestaltung entwickelt werden? Designer und Künstler dagegen lehnen solche oder andere Gesetze entschieden ab. Sie sind der Überzeugung, dass die Mindestvoraussetzung für visuelles Gestalten aus einem größtmöglichen Freiraum besteht. Jegliche Art von Begrenzung würde sofort Kreativität unterbinden.
Themen dieses Dialoges sind:
– Mustererkennungsprozesse
– Second-Hand-Wirklichkeit
– Gestalt – und Gestaltungsgesetze
– Komposition und Bildspannung
– Kriterien für eine gute oder schlechte Gestaltung
– Intensivierung der visuellen Bildspannung